Update Wasserstoff 01/2025

Update zum Netzentwicklungsplan Wasserstoff

Im vergangenen Herbst führte die Bundesnetzagentur erstmals eine Konsultation für den „Szenariorahmen Gas und Wasserstoff“ als Grundlage der neuen Wasserstoff-Netzentwicklungsplanung durch.

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Die Wasserstoff-Importstrategie und das Förderkonzept H2 Global

Trotz des derzeitigen gesetzgeberischen Stillstands – bedingt durch die vorgezogenen Bundestagsneuwahlen – ist die Umsetzung der Wasserstoff-Importstrategie weiterhin in Bewegung. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) beabsichtigt, in den nächsten Jahren 588 Millionen Euro für bilaterale H2-Ausschreibungen mit Australien und Kanada bereitzustellen. Auch auf europäischer Ebene sind Fortschritte zu verzeichnen. Die EU-Kommission genehmigte im Dezember 2024 die zweite Ausschreibungsrunde des Förderinstruments H2Global mit einem Gesamtvolumen von bis zu 3 Milliarden Euro.

Die Wasserstoff-Importstrategie der Bunderegierung
Die Importstrategie Wasserstoff und Wasserstoffderivate des BMWK ist ein integraler und ergänzender Bestandteil der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS 2023), die ihrerseits 2024 im Hinblick auf das gesteigerte Ambitionsniveau im Klimaschutz und auf die neuen Herausforderungen am Energiemarkt durch die Bundesregierung beschlossen wurde. Um auch in Zukunft den deutschen Wasserstoffbedarf abdecken zu können, werden Importe aus dem Ausland notwendig sein. Deutschland wird künftig zu den größten Importeuren von Wasserstoff zählen.
Die Importstrategie soll einen Beitrag dazu leisten, die Investitionssicherheit für die Wasserstoffproduktion in Partnerländern und zudem den Aufbau notwendiger Importinfrastruktur zu erhöhen. Insgesamt soll damit die globale Energiewende beschleunigt werden. Insbesondere die Investitionssicherheit soll weitere Anreize für potenzielle Wasserstoff-Exporteure schaffen, um so die Marktchancen zu vergrößern. Die Bundesregierung verfolgt dabei den simultanen Aufbau von Importinfrastrukturen für Pipeline- und Schiffstransporte.

Ansteigende Wasserstoffnachfrage in den nächsten Jahren
Für das Jahr 2030 wird in Deutschland ein Bedarf an Wasserstoff und Wasserstoffderivaten in Höhe von 95 bis 130 TWh – bei einem Importanteil von 50 bis 70 % – erwartet. Bis 2045 wird der Bedarf abermals – aufgrund der volkswirtschaftlichen Transformation – ansteigen. Prognostiziert wird ein Bedarf von etwa 360 bis 500 TWh für Wasserstoff sowie von 200 TWh für Wasserstoffderivate. Um diese Bedarfe zu decken, sieht die Importstrategie eine diversifizierte Produktpalette vor. Neben molekularem Wasserstoff kommen unterschiedliche Wasserstoffderivate (z.B. Ammoniak, Methanol) und Trägermedien (z.B. LOHC) in Betracht.

Die verschiedenen Instrumente der Importstrategie setzen an unterschiedliche Wertschöpfungsstufen des internationalen Wasserstoffmarktaufbaus an. Um die Importbedarfe Deutschlands abdecken zu können, möchte die Bundesregierung etwa den grenzüberschreitenden Transport von Wasserstoff sowie dessen Derivaten ermöglichen und unterstützen, indem der Aufbau von pipelinebasierter Importinfrastruktur parallel zum Aufbau von Importterminals vorangetrieben wird. Ein weiteres Instrument ist die Diversifizierung der Lieferquellen, indem die Bundesregierung ihre Zusammenarbeit auf bi- und multilaterale Kooperationsformate mit einer Vielzahl von Partnerländern und internationalen Akteuren ausdehnt.

Förderkonzept der H2Global-Stiftung
Der Importstrategie Wasserstoff ist im Juni 2021 die Gründung der H2Global-Stiftung durch die Bundesregierung vorausgegangen. Für das Förderkonzept „H2Global“ wurden im Dezember 2021 durch das BMWK per Zuwendungsbescheid insgesamt 900 Millionen Euro bewilligt.
Die konzeptionelle Idee hinter H2Global ist das sogenannte „Doppelauktionsmodell“. Damit soll die Differenz zwischen dem einerseits hohen Beschaffungspreis von Wasserstoff und den andererseits niedrigen Weiterverkaufspreisen von Wasserstoff überbrückt werden. Die Differenzkosten zwischen dem Ankaufspreis und dem Verkaufspreis werden durch die Fördermittel ausgeglichen (Contracts for Difference Approach, CfD).
Im Namen einer Tochtergesellschaft der H2Global-Stiftung finden internationale Auktionen für den Einkauf von grünem Wasserstoff oder -derivaten statt. Das günstigste Angebot erhält den Zuschlag sowie einen langfristigen Liefervertrag. Die Anbieter erhalten mithin Planungssicherheit.
Im Juli 2024 wurden die Ergebnisse der ersten Ausschreibungsrunde für den Import grüner Wasserstoffprodukte im Rahmen des H2Global-Programms veröffentlicht. Danach werden zwischen 2027 und 2033 mindestens 259.000 Tonnen – dies entspricht summarisch mehr als 10 % der jährlichen deutschen Ammoniakproduktion – grünen Ammoniaks nach Deutschland exportiert. Der Produktionspreis liegt bei 811 Euro je Tonne Ammoniak. Im Ergebnis bedeutet dies einen Preis von weniger als 4,50 Euro pro kg grünen Wasserstoffs.
Am 18. Dezember 2024 erteilte die EU-Kommission zum zweiten Mal ihre beihilferechtliche Genehmigung für eine weitere (zweite) Ausschreibungsrunde des H2-Global-Programms. Hierdurch werden in naher Zukunft weitere langfristige Ankaufverträge ermöglicht. Deutschland stellt hierfür 200 Millionen Euro bereit. Auch die Niederlande beteiligt sich mit 300 Millionen Euro.
Anfang Februar wurde zudem bekannt gegeben, dass der künftige Wasserstoffbedarf in der Europäischen Union und in Deutschland darüber hinaus durch Wasserstofflieferungen aus Saudi-Arabien gedeckt werden soll. Das bundeseigene Unternehmen Securing Energy for Europe (SEFE) hat mit dem saudischen Unternehmen ACWA Power eine Absichtserklärung unterzeichnet. Danach sollen ab dem Jahr 2030 auf dem Seeweg jährlich 200.000 Tonnen grünen Wasserstoffs nach Europa transportiert werden. SEFE ist auch bereits eine Kooperation mit der brasilianischen Elektrobras  eingegangen und hat eine Absichtserklärung mit der norwegischen Equinor unterzeichnet, beides ebenfalls mit dem Ziel, ab 2030 bzw. schon 2029 grünen Wasserstoff aus diesen beiden Ländern zu beziehen.

Dr. Reinald Günther, Katharina Leusch


KI-gestützte Plattform für beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren zum Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes

Der Aufbau eines bundesweiten Wasserstoff-Kernnetzes erfordert schnelle Planungs- und Genehmigungsprozesse. Die Stadt Hamburg übernimmt dabei eine Schlüsselrolle: Die Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) arbeitet an einer KI-gestützten Plattform, die diese Prozesse beschleunigen soll. 

Hierüber haben die BSW und das im Bund für die Verwaltungsdigitalisierung zuständige Bundesinnenministerium (BMI) im Dezember 2024 eine entsprechende Verwaltungsvereinbarung geschlossen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat das Projekt initiiert und finanziert es aus Haushaltsmitteln des Klima- und Transformationsfonds (KTF).

Die Plattform soll maßgeblich zur Umsetzung der Digitalisierungsziele des Bund-Länder-Paktes zur Planungs-, Genehmigungs- und Umsetzungsbeschleunigung vom 6. November 2023 beitragen. Der Pakt enthält konkrete Arbeitsaufträge, die darauf abzielen, öffentliche und private Projekte deutlich schneller und unbürokratischer realisieren zu können. Hierdurch sollen unter anderem die erneuerbaren Energien sowie die Stromnetze ausgebaut sowie die Digitalisierung und die Transformation der Wirtschaft vorangetrieben werden, um Deutschland gegen Krisen zu sichern und wettbewerbsfähig zu erhalten. Eine Maßnahme hierfür stellt der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) dar, die beispielsweise bei der Verarbeitung von Daten aus Beteiligungsprozessen, der Vorbereitung von Entscheidungsvoten und bei der Einrichtung eines digitalen Portals für planungsrelevante Umweltdaten genutzt werden soll, um die Vorgänge zu vereinfachen und zu beschleunigen.

Die Plattform soll im April 2025 an den Start gehen und auf Grundlage der Hamburger DiPlan-Anwendung entwickelt werden, um sämtliche Genehmigungsverfahren rund um das Wasserstoff-Kernnetz vollständig digital abzubilden und die Abläufe zu vereinfachen. Bis Ende 2025 werden dann schrittweise weitere Komponenten und Funktionalitäten integriert, um die wesentlichen verwaltungsrechtlichen und digitalen Bausteine für die breite Nutzung der Plattform sicherzustellen und bestehende Lösungen einzubinden. Erweiterungen sollen anschließend die Integration von Antrags- und Genehmigungsverfahren zusätzlicher Fachplanungen ermöglichen und die Plattform so zu einem der zentralen Werkzeuge der Verfahrensführung in Deutschland machen. Perspektivisch ist geplant, die Plattform allen Kommunen, Ländern und Bundesbehörden für die Bearbeitung komplexer Genehmigungsverfahren zur Verfügung zu stellen.

Juliane Hofmann

 

Energiequelle der Zukunft

Wasserstoff ist Kraftstoff und Speichermedium. „Grün“ hergestellter Wasserstoff ist CO2-neutral und kann so einen entscheidenden Beitrag zur Dekarbonisierung der Energieerzeugung leisten.

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